Anita + Hans GERL www.gerl1.de  München

Der Name Gerl

Unser Familienwappen aus dem Jahre 1644 und Geschichtliches zu Namen und Familie

Der Name Gerl ist wahrscheinlich eine Restform der Namenssilbe Gero. Einer der ältesten Namensträger war Graf Gerold aus Alemanien (Schwaben), Bruder der Königin Hildegard, der Gattin Karls des Großen und vermutlichen Gründer der Erzabtei Beuron.

Die Sprachforscher Dr. Steub (1870) und Dr. Heintze Cascorbi (1925) nahmen an, dass Gerold selbst von den alten deutschen  Namen Garibald und Garibaldi kommt. Siehe hierzu die baierischen Fürsten Garibald I (gest. 595) und Garibaldi II (gest. 628). Garibald (Gar = Ger, Speer; bald = kühn, schnell)

 

Geschichte

Graf Gerold war ein bedeutender Wohltäter und Förderer des 724 gegründeten Bodenseeklosters Reichenau. Mit Übergabe von 25 Ortschaften an die Abtei Reichenau begann vor 1200 Jahren die materielle Hochblüte dieses Kulturzentrums am Bodensee.
Zuvor schon hatte Graf Gerold 786 dem Kloster St. Gallen einen beträchtlichen Güterzuwachs beschert. Durch seine Besitzübereignungen erfuhren 40 Orte des heutigen Baden-Württemberg ihre erste urkundliche Erwähnung.

Für unsere Familiengeschichte ist jedoch wesentlich wichtiger, dass Graf Gerold zum engsten Kreis der Heerführer, Berater und Vertrauten Karls des Großen zählte. Er nahm an den Feldzügen gegen die Langobarden in Italien, gegen die Sachsen und die Awaren teil, dem aus den Tiefen der Mongolei eingeströmten Reitervolkes, das damals an die Grenzen Bayerns stieß.

Nach der endgültigen Unterwerfung Bayerns 788 unter das Frankenreich Karls des Großen und der anschließenden Verbannung des letzten bairischen Agilolfinger-Herzogs Tassilo III übertrug  Kaiser Karl seinem Schwager Gerold 792 die Präfektur über Bayern. Seine heikle innenpolitische Mission war die Beendigung der Agilolinger Herrschaft in Bayern und die Gleichschaltung der Bajuwaren mit dem Frankenreich..Außenpolitisch war seine Schlüsselrolle der Schutz von Krone und Reich gegen die Aware im Osten (heute Österreich, Ungarn) und im Jahre 795 gelang es fränkischen Heeren die Hauptbefestigung der Awarenden, den "Großen Ring" zu erobern und einen sagenhafte Schatz aus byzantinischen Gold- und Sillbermünzen und kostbarer Seide zu erbeuten. Gerold fiel 799 im Kampf gegen die Awaren und wurde im Kloster Reichenau bestattet.

Sehr wahrscheinlich kam also mit der räumlichen Übersiedelung Graf Gerolds und seiner Familie mit 10 Kindern aus dem allemannisch-schwäbischen Raum der Name Gerold in die Ostmark, der heutigen Oberpfalz. Nach verschiedenen Wandlungen, Betonungen, Schreibweisen sowie Schreib- und Hörfehlern entstanden im Laufe der folgenden unruhigen Jahrhunderte die Namen Gerhard, Geram  und Gerolf. Aus letzterem leiteten sich weiter ab Gerle, Görl, Gerl, Girl, Gierl, Giehrl sowie Giedl, Gietl, Giettel und Gürl. Diese Namens-Spur führt durch die baierischen Kirchenmatriken.

Im Zuge von  Landgewinnung und Urbarmachung drangen die Gerl im Gefolge mit dem verwandten und damals noch mächtigen Geschlecht der Bogner in die unbewohnte Gebirgslandschaft und den Urwald des heutigen Böhmerwaldes vor. Sie waren die Mitbegründer der heutigen Bauerngemeinden im künischen (königlichen) Freigebiet zu ‘Hwozd’, einem ca. nur 460 qkm großem Gebiet. Die Bauern dort kannten keine sonst noch übliche Leibeigenschaft mehr, hatten sich obwohl auf böhmischen Staatsgebiet lebend mehr den bayerischen Wittelsbacher-Königen als den deutschen und den österreichischen Habsburger-Kaisern verpflichtet. So behaupteten sie sich gegen starke äußere Einflussnahmen und Repressalien und schufen eine eigene Gerichtsbarkeit mit 8 Freigerichten. Die Glasbläser selbst waren dem Stand der freien städtischen Bürger gleichgestellt und einflussreiche Verbündete der Freibauern. Deren Wahlspruch war Ausdruck der Gesinnung und Symbol für die Entschlossenheit der Menschen in jener Gegend. Er  lautete: ‘Niemands Herr und niemands Knecht - das ist kühnisch Freibauernrecht.’

Schon im 14. Jahrhundert hatte man mit der Glasbläserei begonnen, wofür der große Waldbestand und das Quarzvorkommen  wesentliche Voraussetzungen waren. Siehe hierzu das Buch "die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald" von Josef Blau. Die "Familie Gerl" gehört in dieser Zeit zu den einflussreichsten und angesehensten  Familien. Bekanntester Vertreter war im 17. Jahrhundert Georg Gerl im böhmischen St. Katharina (gegenüber dem baierischen Rittsteig). Er erwarb 1641 im damals grenznahen baierischen Obergrafenried (damals baierisch, mittlerweile böhmisch aufgrund einer späteren unrühmlichen familieninternen Landmanipulation) bei Waldmünchen eine zweite Glashütte.

Während der wechselvollen und schlechten Zeit des 30jährigen Krieges organisierte er mit seinem Schwiegervater, dem vornehmen Oberrichter am Freigericht Seewiesen, Andreas Preisler, eine Landwehr zur Verteidigung gegen Plünderer, Straßenräuber und mordende Waldläufer.Zwar wurde ihm wegen seines eigenmächtigen und harten Vorgehens deswegen von den böhmischen Behörden in Prag eine Rüge erteilt, aber im Gegenzug erteilte ihm 1644 der bayerische Herzog, Kurfürst Maximilian, wegen seiner Verdienst um die Volkswirtschaft die Erlaubnis ein Wappen und den Titel ‘Georg Gerl Landsaß von Grafenried’ zu tragen.

Das neue prächtige Wappen ist übrigens im Bairischen Hauptstaatsarchiv unter dem Personenselekt “U1633 VIII 1 Gerl” zu finden. Es stellt drei Engel dar, die mit teurem Tuch einen wertvollen Spiegel ver- oder enthüllen. Im Vordergrund ist noch ein stilisierter Glaskelch mit Sternschild angedeutet, einem Relikt des einfaches Signum, das die Glasbläser-Familie davor getragen hatte: Ein von 5 Sternen umrahmter Glaskelch.

Ausgehend vom Baierischen - und  Böhmerwald und der angrenzenden Oberpfalz zogen Abkömmlinge der Gerls während und nach dieser Zeit nach Prag, nach Oberösterreich und in Richtung Wien, wo sie die Klosterneuburger bzw. die Niederösterreichische und die Ungarische Linie begründeten. Über Nieder- und Oberbayern gelangten sie ins Salzburger Land. Einige wanderten im 19. und frühen 20. Jahrhundert aus purer Not oder getrieben von Abenteuerlust nach Amerika aus. Dort finden sich noch heute die Familien Gerl schwerpunktmäßig in den Bundesstaaten Wisconsin und Illinois.

Die letzten noch im Stammgebiet verbliebenen Vertreter der Familie verließen 1946 nach Gründung der Tschechoslowakei unter Repressalien ihre Heimat, das ehemals unabhängige und stolze kühnische Freigebiet.

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